Die Frage, wie Menschen einen Zugang zum Gebet und zum Glauben finden, begleitet mich schon ziemlich lang.
Oft erzählten Menschen von Erfahrungen, die ihnen geholfen haben, die gleichzeitig auch genau das Gegenteil bewirken könnten. Z.B. ein großer Druck im Elternhaus, regelmäßig als Familie den Rosenkranz zu rezitieren.
In einem kreativen Projekt mit Flüchtlingen im Jahr 2015 in Stuttgart, mitgestaltet von Auszubildenden des Marienhospitals, kam gut heraus, die Flüchtlinge machten sehr schwere Erfahrungen und konnten dabei teilweises zumindest auch für ihren Glauben profitieren. Andere, die diese Erfahrungen wahrnahmen, fühlten sich dadurch noch weiter vom Glauben entfernt.
Persönlich fällt mir ein Zugang eher leicht, vermutlich hat das einiges mit der Herkunftsfamilie und der Glaubenspraxis dort zu tun. Und auch mit Erfahrungen aus der Schulzeit und Ausbildungszeit, die mir halfen, einen eigenen Stand zu finden, auch erste Entscheidungen für die Lebensgestaltung zu ergreifen. Ein Beispiel wäre: So bitter wie diese Kollegen will ich im Leben nicht werden - da werde ich so weit ich es kann, gegensteuern. Gleichzeitig wurde mir auch bewusst, dass ich durch die bisherige Sozialisation kaum in der Lage war, auf Anfragen an den Glauben zu reagieren. Vieles war gefühlt vor 40-50 Jahren selbstverständlich.
Im Studium in den USA war das anders, Fragen, wie ,,Are you saved?‘’ konnte ich nicht beantworten und Vorstellungen wie das persönliche Gebetsleben waren für mich fremd. Fragen, Erfahrungen, die mich forderten und dann auch förderten. Die Beobachtung, dass Fordern und Fördern auch im Bereich des Glaubens zusammenpassen, begleitet mich seitdem. Sie passt auch zu anderen Seiten des Lebens, ob im Sport oder auch der beruflichen Ausbildung, ob als Ingenieur oder später auch als Theologe. Sie ist in manchem quer zur menschlichen Bequemlichkeit, die dazu verleitet, mancher Forderung aus dem Weg zu gehen und so das dahinter steckende Fördern nicht zu erleben. Die biblische Ermutigung, so eine Forderung anzunehmen, höre ich im Wort Jesu vom Aufnehmen des eigenen Kreuzes. Eine systemische Einsicht passt ebenfalls dazu: Peter Senge hat als einen Systemarchetypen die Problemverschiebung formuliert, eine Weise, die abhängig werden lässt.
Seit Mitte der 80er Jahre habe ich mich dann in der Begleitung von Jugendlichen in deren Firmvorbereitung engagiert und Glaubensgruppen von Erwachsenen begleitet. Gemeinde als Subjekt - ist das Thema der theologischen Abschlussarbeit gewesen. Während dieser Ausbildung konnte ich wahrnehmen, bei einem Workshop zur Ritenkultur geleitet von Paul Zulehner, dass diese Haltung Fördern durch Fordern den meisten Teilnehmenden fremd war und vermutlich bis heute ist.
Durch meine berufliche Formung als Systemingenieur mit Schwerpunkt Informatik und dort der Qualitätssicherung und dem Studium der Theologie als Quereinsteiger ist eine hohe Achtsamkeit auf Begriffe entstanden und deren Auswirkung auf das Ganze. Die Artikel in diesem Blog
- teilen Erfahrungen aus dem eigenen Engagement in diesem Zusammenhang - das meiste davon unter der Lizenz CC-0, also einem Verständnis, dass dies gerne wiedergenutzt werden kann.
- weisen auf Begriffsbildungen hin, die einen guten Zugang zum Lernen fördern oder entgegenstehen.
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