Nüchternheit?

Erinnerungen von letzter Nacht

Hängengebliebene Abende voller Koks, Speed und Teilen haben mich gelehrt, dass ich Schlaf nur bedingt brauche. Stundenlanges philosophieren über Musik, Filme, den Ursprung des Universums und weite leichte Kost waren auf der Tagesordnung. Hat es mir gut getan? Nein! Hat es Spaß gemacht? Fuck yeah!

Neue Freunde gemacht, neue Substanzen kennen gelernt, zwischendurch bisschen kiffen und weiter. Ein klassisches Wochenende ich meinem verdrufften Dasein. Klarkommen kann jeder.

Ich bin in die Abgründe der menschlichen Psyche abgetaucht, hier fühle mich wohl. Mein von Alkohol zerstörtes und auf synthetischen Drogen hängen gebliebenes Gehirn kommt auf diesen Zustand besser zurecht, als auf Nüchternheit. Elektronische Musik fickt mein Gehör, synthetische Dogen ficken mein Gehirn. Ein Druffi Abend besteht aus Lines bauen. Tüten drehen und Teile schmeißen. Nebenbei vielleicht einen Trip droppen und los. Plötzlich stehe ich über verstrahlt im Club und beobachte die graue Betonwand für mehrere Stunden, weil mein vertrippter Kopf die Musik dort sieht. Vielleicht noch ein Bier und eine Nase, kurz klarkommen und ich bin wieder am Start. Wartet auf der Tanzfläche auf mich! Aber ich mag keine Menschen. Ich verschwinde aus dem Club, keine Lust auf tanzen. Ich brauche eine ausgewählte Gruppe an guten Leuten, ein gemeinsames Ziel, gegebenenfalls etwas zu viel Zerstürungswut und Selbsthass und wir haben die beste Nacht unseres Lebens. Wir philosophieren über Platon, über Nietzsches destruktiven Nihilismus, wer von uns das einzig wahre, linke Weltbild hat. Wir streiten und umarmen uns, wir hassen und lieben uns, wir wissen alle, dass unsere gemeinsame Zeit, geliehen ist. Wenn wir wieder aufwachen, erinnern wir uns maximal an die Hälfte der Party. Das ist uns egal, der Moment zählt. Die Gespräche werden wirrer je länger wir unterwegs sind, Außenstehende verstehen uns schon seit vielen Stunden nicht mehr, aber langsam schwindet das gegenseitige Verständnis und alles endet in wildem durcheinander. Vielleicht sollten wir nach Hause, noch ein bisschen After-Hour und dann zumindest eine Stunde Schlaf mitnehmen. An Schlaf ist jedoch nicht zu denken. Vielleicht können wir uns runter kiffen oder Sex haben um etwas schlafen zu können. Etwas in mir wird sich immer an diese Nacht erinnern, auch wenn mir die Details fehlen.

Hier liegen wir zusammen im Bett. Körperlich jung, aber fühlen uns alt im Geiste. Wir darben in Selbstmitleid und diskutieren, wem es schlechter geht. Wir verstehen uns, weil wir auf die gleiche Art kaputt sind. Wir haben viel Liebe zu geben, nur nicht für uns selbst, aber das ist okay. Erinnerungen an einfachere Zeiten. Die Hoffnung, am Ende der Reise weiter gekommen zu sein.